Reisen
Leuchtenburg bei Kahla in Thüringen

Die Leuchtenburg, Digitalisierung und Tourismus-Bewusstsein – Thüringen-Tourismus-Geschäftsführer im Interview

Herr Dr. Hofmann, Sie sind nun knapp einen Monat in Thüringen und als Leiter der Thüringer Tourismus Gesellschaft für die Vermarktung des Bundeslandes zuständig. Was sind die drei schönsten Orte, die Sie in diesem Monat in Thüringen kennen gelernt haben?

Bis jetzt hat mich besonders die Leuchtenburg mit ihrer kreativen und interessanten Ausstellung begeistert. Aber auch der Park und das Schloss Altenstein und die Altstadt von Erfurt, die ich als eine der schönsten Städte Deutschlands empfinde.

Leuchtenburg Thüringen Ausstellung Mitmachen

Eindrücke vom Museum, das Dr. Hofmann beeindruckt hat: Eine Besucherin probiert sich im Porzellanmuseum auf der Leuchtenburg aus. Bild: Wünsche und Wunder

Präsentation des edelsten Porzellans auf der Leuchtenburg in Thüringen

Mit Goldrand: Außergewöhnliches Porzellan wird auf außergewöhnliche Weise präsentiert auf der Leuchtenburg bei Kahla/Thüringen. Bild: Wünsche und Wunder

Steg der Wünsche beim Porzellanmuseum auf der Leuchtenburg/Thüringen

Mit Goldrand: Außergewöhnliches Porzellan wird auf außergewöhnliche Weise präsentiert auf der Leuchtenburg bei Kahla/Thüringen. Bild: Wünsche und Wunder


Gibt es Themen, die Sie in Thüringen angehen wollen?

Wir müssen die Wahrnehmung für Thüringens Schätze noch mehr steigern und mit den Pfunden, die es hier in Thüringen zahlreich gibt, noch mehr wuchern. Hier wünsche ich mir, dass Thüringen da noch viel selbstbewusster wird. Da möchte ich gern ansetzen. Ein wichtiger Schritt zu größerer Wahrnehmung ist mit dem Start der Thüringer Tourismusdatenbank „ThüCAT“ auch bereits gemacht. Als smarte Datenwolke soll sie zukünftig touristischen Betrieben und Regionen verbesserte digitale Präsentationsmöglichkeiten bieten; gleichzeitig erhalten Gäste stets aktuelle Informationen, die intelligent miteinander verknüpft sind – von Übernachtungen, Sehenswürdigkeiten über Reiseinspirationen bis hin zu Öffnungszeiten. Hiermit können wir die digitale Präsenz von Thüringen steigern und können so Thüringen noch besser als Urlaubsziel positionieren. Diesen Prozess will ich unbedingt weiter vorantreiben.

Gibt es konkrete Erfahrungen, Best-practices oder Ansätze aus Ihren vorherigen Stellen, die Sie sich hier auch vorstellen könnten?

In Thüringen sind die vielen interessanten kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten fast gleichmäßig über die Landesfläche verstreut. Hier gilt es, diese mit neuen, kreativen und innovativen Reiseansätzen zu verbinden. Hier bringe ich viele Ideen und Erfahrungswerte mit, die ich zur gegebenen Zeit umsetzen werde.

In welche Richtung soll sich der Tourismus in Thüringen entwickeln?

Die Richtung hat bereits die Landestourismusstrategie 2025 vorgegeben: „Thüringen wird Tourismusland“ ist das erklärte Ziel und auch für mich eins der Hauptziele. Innerhalb Thüringens muss das Tourismusbewusstsein auf allen Ebenen gestärkt werden – und das in der gesamten touristischen Leistungskette. Das betrifft vor allem die Leistungsträger wie Hotels, Gastronomie und Ausflugsziele, aber eben auch den Bäcker nebenan. Das ist natürlich ein Prozess mit vielen Komponenten, aber hier kann ich insbesondere meine Erfahrungswerte aus Südtirol und der Schweiz einbringen.

Thüringen und Corona: Ist das Reiseland ein Gewinner oder Verlierer der Situation?

Während des Lockdowns verzeichnete das Thüringer Gastgewerbe große Umsatzeinbußen, die sich auch im laufenden Jahr nicht mehr aufholen lassen. Im ersten Halbjahr 2020 sank die Zahl der Übernachtungen um 45,8 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach den Lockerungen der seit März 2020 geltenden Beschränkungen der Gästebeherbergung erholt sich die Zahl der Gästeübernachtungen in Thüringen nur langsam. Dazu kommt, dass wir 2019 mit dem Bauhausjahr ein absolutes Rekordergebnis mit über 10 Millionen Übernachtungen verzeichnen konnten.
Die Corona-Pandemie hat das Reiseverhalten der Urlauber stark beeinflusst und verändert. Ein positiver Trend, der sich im letzten halben Jahr herauskristallisiert hat, kommt dem Reiseland Thüringen allerdings sehr entgegen: Natur- und Aktivtourismus sowie Individualtourismus im eigenen Land lagen im diesjährigen „Corona-Sommer“ absolut im Trend. Naturnahe Angebote – vom Waldhotel über die Ferienwohnung oder das Hausboot bis hin zum Camping- und Caravanplatz – profitierten in den Sommermonaten sehr stark und gleichermaßen von der erhöhten Nachfrage vieler Urlauber aus dem gesamten Bundesgebiet. Und auch die Städte wie Weimar, Erfurt, Eisenach, Gera oder Arnstadt vermelden mittlerweile wieder deutlich steigende Buchungszahlen in den Stadthotels. Und noch einen positiven Effekt hat die Corona-Pandemie auf das Reiseverhalten nach Thüringen: die individuelle Aufenthaltsdauer der Gäste, vor allem in den Ferienwohnungen, Häusern und Pensionen, hat sich merklich verändert. Hier haben sich die Buchungen verlängert: Weg von der Kurzreise (1-3 Tage) hin zur Urlaubsreise (7-10 Tage).

Thüringen wird mit seiner Kampagne „Blaue Tür“ und allen Landkreisen und Städten erstmals bei Thüringens größter Reisemesse, der „Reisen & Caravan“ Ende Oktober in Erfurt vertreten sein. Was erhoffen Sie sich davon?

Aufgrund der Corona-Krise bekommt Urlaub vor der Haustür eine ganz neue Bedeutung: Rund 30 Prozent der Deutschen wollen am liebsten nur innerhalb Deutschlands verreisen; weitere 50 Prozent haben es vor, möchten sich aber erst kurzfristig festlegen – zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Reisen in Coronazeiten“ des Marktforschungsinstituts GfK. Diesen Trend wollen wir als Reiseland Thüringen nutzen und werben bundesweit für einen Urlaub in Thüringen. Unter dem Motto „Tür an Tür mit Thüringen“ sollen Gäste aus ganz Deutschland – vor allem aber auch aus den Nachbarbundesländern und Thüringen selbst – auf das Reiseland Thüringen aufmerksam werden. Inhaltlich spielt Tür an Tür mit ansprechenden Geschichten aus allen zwölf Reiseregionen des Landes – von der Rhön über das Thüringer Becken bis zum Altenburger Land. Und sicherlich sind hier auch noch viele Tipps dabei, die auch die Thüringer noch nicht so genau kennen.
Meine Hoffnung ist, den Nachbarregionen um Thüringen, aber vor allem auch den einheimischen Gästen, neue Perspektiven, Ideen und Anregungen für Ausflüge und Urlaub im angrenzenden Bundesland und im eigenen Land zu geben und dass sich diese auch mittelfristig halten, umgesetzt und realisiert werden.


Dr. Franz Hofmann ist seit 1. August 2020 der Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH, die das Land Thüringen touristisch vermarktet. Er war zuletzt als Abteilungsleiter „Kongresse und Events bei der Koblenz Touristik GmbH tätig und bringt Erfahrungen aus 20 Jahren in leitender Funktion im Tourismus- und Veranstaltungsmanagement mit. Geboren ist er in Südtirol.
Seit August leitet er die Thüringer Tourismus GmbH (TTG) mit ihren 57 Mitarbeitern.

Portrait Dr. Franz Hofmann

Dr. Franz Hofmann, Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH Bild: Thüringer Tourismus GmbH

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